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 Konzertberichte
Bluesguitar ( gelöscht )
Beiträge:

22.03.2010 16:57
RE: The Brew im Spectrum Augsburg am 21.03.2010 Antworten

In erster Linie interessierte mich persönlich, ob etwas dran ist an dem, was man sich über Jason Barwick erzählt, der mit gerade mal 20 Jahren eine unglaubliche Gitarre spielen sollte. Also auf nach Augsburg, um das zu untersuchen.

Das „Spectrum“ war bei weitem nicht voll; ich schätze mal, dass sich etwa 150 bis 200 Leute eingefunden hatten. Fast pünktlich kurz nach acht begann das Konzert, das vom ersten Ton an gerockt hat. Marshall Plexi Super Lead 100, zwei 4 x 12“ Boxen und dazu eine 62er Strat, da ist der gute Ton schon mal vorprogrammiert. Was der Wunderknabe dann aus der Gitarre rausholte, ließ mehr als aufhorchen. Obwohl es mir nie vergönnt war, die Meister einmal live zu erleben, entstand der Eindruck, als wäre Jason Barwick Jimi Hendrix, Jimmy Page und Pete Townshend in einer Person (na gut, ein Prise Stevie Ray Vaughan war sicherlich auch zu spüren). Seine Sprünge und die „Windmühlenflügel“ ließen auf letzteren schließen, sein überaus authentisches Spiel bei „Little Wing“ und „Voodoo Chile“ auf ersteren. E-Bow ist für Barwick ein Fremdwort, er bedient sich des Originals, so wie dereinst Jimmy Page. Was den angeht, so kann ich mir nicht vorstellen, dass sein Umgang mit dem Geigenbogen meisterhafter gewesen sein kann, als das, was Jason Barwick hier gezeigt hat. Hier wechselte er auf die schwarze Les Paul Custom, die sich mit ihrem fetten Ton für diese Technik besser zu eignen scheint. Der Wechsel zwischen überaus gefühlvollem Gitarrenspiel und kraftvoll ins Publikum abgefeuerten Rockriffs ließ niemals Langeweile aufkommen. Dazu überraschte Barwick auch durch gesangliches Talent, mich persönlich umso mehr, weil ich bislang immer dachte, dass ausschließlich Tim Smith für die Vocals zuständig wäre. Der betätigte sich zwar auch als Sänger, aber er und Barwick wechselten sich zu etwa gleichen Teilen ab. Ein bisschen erinnerte mich das an „Cream“, wo ja sowohl Eric Clapton als auch Jack Bruce gleichermaßen für den Gesang zuständig waren. Ebenso kraftvoll wie die Musik von „Cream“ ist die von „The Brew“, die früher mal – wie Tim in einer Anekdote erzählte „Strange Brew“ hießen, womit der Zusammenhang wieder hergestellt wäre.

Es wäre allerdings viel zu kurz gefasst, wenn man die Band auf ihren Gitarristen beschränken wollte. Was Tim und Kurtis Smith (im übrigen Vater und Sohn) an Bass und Schlagzeug zu Gehör brachten, war mehr als eine gelungene Ergänzung von Jasons Gitarrespiel. Tim, der nicht mehr so ganz junge in dem Trio (und ebenfalls mit schnellen Fingern gesegnet, mit denen er seinen Jazz-Bass bearbeitete), stand in der Performance seinem Gitarristen in nichts nach. Wie ein Wirbelwind fegte er über die Bühne oder sprang aufs Schlagzeugpodest, um ein Schwätzchen mit seinem Sohn zu halten. Welch ein Beispiel einer gelungenen Vater-Sohn-Beziehung! Und Kurtis stellte spätestens beim Drum-Solo heraus, welches Potential in ihm steckt. Als er irgendwann seine Sticks ins Publikum warf (wovon ich mir gleich einen gesichert habe!) ging’s mit bloßen Händen weiter, was stark an das legendäre Solo von John Bonham von „Led Zeppelin“ erinnerte, eine der Bands, von denen „The Brew“ inspiriert ist. Ergänzend sei bemerkt, dass das Drumset ausgezeichnet abgenommen und abgemischt war, was für einen exzellenten, druckvollen Sound gesorgt hat.

Blueswurzeln waren im Sound von „The Brew“ durchaus wahrnehmbar, aber um ein Blueskonzert hat es sich nicht gehandelt. Das hatte wohl auch keiner erwartet, sonst wäre er womöglich enttäuscht gewesen. Aber auch für Bluesfans – zu denen ich mich ja auch zähle – war das Konzert ein Ohrenschmaus, den ich nur wärmstens jedem empfehlen kann. Heute Abend spielen die drei übrigens noch in Roth bei den „Rother Bluestagen“. Nach dem Konzert hatte ich noch Gelegenheit, ein paar Worte mit Jason zu wechseln, der sich als überaus angenehmer Gesprächspartner erwiesen hat. Überhaupt sympathische Jungs, alle drei. Ich hoffe, dass wir in Zukunft noch viel von ihnen hören werden.

Gruß,
John

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