Eric Sardinas - Black Pearl
Ich weiß, noch eine CD, von dem, mit dem komischen Namen!
Aber hier mache ich sogar etwas, was ich eigentlich hasse.
Ich übernehme eine CD-Kritik ganz aus dem Netz.
Darum, weil sie so gut passt, wie die Faust auf´s Auge!
Der Verfasser dieser Kritik soll mir dies bitte verzeihen!
Trackliste:
01. Shades Of Love
02. Same Ol' Way
03. Bittersweet
04. Ain't No Crime
05. Big Red Line
06. Liar's Dice Blues
07. Black Pearls
08. Sorrow's Kitchen
09. Four Roses
10. Old Smyrm Road
11. Tenfold Trouble
12. Wicked Ways
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Ihr Sucher nach dem Neuen, Ihr Innovations-Detektive und Anmahner "dringend notwendiger" Reformen. Hört mir jetzt mal genau zu!
Nicht alles, was älter als 30 Jahre ist, ist schlecht!
Ihr müsst nicht ständig nach neuen, nie gehörten (De-) Kadenzen fahnden.
Lernt doch erst mal das Alte zu verstehen. Hört Euch an, was die Erfinder damals gemacht haben und vergleicht es mit dem, was ihre Nachfahren heute damit anstellen. Zählt nicht Noten, messt keine Geschwindigkeit, urteilt nicht nach technischer Perfektion. Lehnt Euch zurück und lasst die Musik vom Ohr übers Hirn in den Bauch fahren und von dort in die Füße. Manches Gehörte wird nicht dort unten ankommen, vieles wird spätestens in Höhe Zwerchfell wegen völliger Lust- oder Humorlosigkeit zurückgewiesen werden. Aber was im Bauch landet und dort via Pavlovschem Reflex Hunger auf mehr verursacht, ist gute Musik.
Und wenn sich plötzlich die Beine bewegen, dann habt Ihr eine geniale Platte in den Händen. Ob es 4, 12 oder 126 Akkorde sind, who cares?
Ich habe in zurückliegenden Artikeln über Eric Sardinas mehrfach die Frage gestellt: "Was kommt als nächstes? Wohin wird die Entwicklung gehen? Kann das auf Dauer spannend bleiben?"
"Black Pearls" ist die eindeutigste Antwort, die ein Musiker überhaupt nur geben kann. Er hat nichts, gar nichts, geändert. Kein Fitzelchen hat er weggelassen. Nur ein paar Kleinigkeiten hinzugefügt. Feeling, Soul, Wärme und Mut zur Langsamkeit nämlich.
Eric ist jetzt auf Steve Vai's Favored Nations Label und da könnte zuerst mal der Verdacht aufkommen, die vier genannten Attribute könnten möglicherweise eine eher untergeordnete Rolle spielen. Tun sie aber nicht. Dafür hat Eric mit grandiosen neuen Songs gesorgt und einen nicht unmaßgeblichen Teil hat Produzentenlegende Eddie Kramer beigetragen. Kramer lässt seine Ohren und sein Gefühl entscheiden und nicht tote Computerprogramme.
Ich gebe es gerne zu, viele zeitgenössische Bluesrock CDs ermüden mich. Zu oft wird sklavisch am Original festgehalten und dadurch entfällt die eigene Note.
Auch Eric Sardinas lief Gefahr, sich mit seinem relativ statischen Triokonzept und seinem exaltierten Überschallboogierock ins künstlerische Abseits zu stellen. Es ist nicht passiert, im Gegenteil. Im Gegensatz zum Vorgänger "Devil's Train" - bei dem man am Schluss erschöpft nach einer Kuschelrock-CD gesucht hat, weil man restlos erschlagen war von der permanenten Dauerpower und dem lärmenden Dobro-Geklirre - übt "Black Pearls" eine magische Anziehungskraft aus. Seit 48 Stunden liegt die CD in meinem Player und ich habe sie nicht mehr herausgenommen seitdem.
Oberflächlich betrachtet, sind auf dieser CD nur zwei Einflüsse zu hören. Jimi Hendrix und Johnny Winter. Woher die beiden ihre Inspiration hatten, ist klar.
Wie macht man also aus einer 35 Jahre alten Vorlage mit 100 Jahre alten Wurzeln eine CD, die eine derartige Wirkung erzielt?
Ganz einfach. Man muss nur ein herausragender Gitarrist sein, sich manchmal ein ganz klein wenig zurückhalten können und dann bei passender Gelegenheit die Saiten zum Schmelzen bringen. Man muss nur eine Stimme haben, die den Blues nicht interpretiert sondern herausschreit. Man braucht lediglich eine Band, die im Hintergrund groovt und die Vorgaben des Meisters so umsetzt, um aus den Boxen keinen Felsbrocken sondern eine nicht enden wollende Lawine herausbrechen zu lassen. Und man muss in der Lage sein, Songs zu schreiben, die die Wirkung von purem Adrenalin haben und mit ein bisschen Voodoozauber zu (gutartigen) Monstern mutieren.
Kleinigkeiten.
Sardinas hat es geschafft, 12 Ohrwürmer zu schreiben. Egal ob Brachial-Blues, akustischer Countryblues, völlig losgelöster, federleichter, tonnenschwerer Boogie mit Haareaufstelleffekt oder lavaeske Bastarde wie den Titeltrack.
Sardinas' Dobro zerschneidet keine Trommelfelle mehr, sondern slidet sich behaglich ins Ohr und sendet heilende Signale aus.
"Black Pearls" ist sozusagen der uneheliche Sohn von Johnny Winter's Meisterwerk "Still Alive And Well" und weil Söhne jünger sind als ihre Väter, wird "Black Pearls" irgendwann den Thron meiner Bluesrocksammlung einnehmen. Bis dahin repräsentiert die CD die ewigwährende Herrschaft des kurfürstlichen Hauses von und zu Boogie, Blues und Rock & Roll in jugendlicher Form.
Fred Schmidtlein
Gruß
Remi