Henrik Freischlader - Recorded by Martin Meinschäfer (2009)
Tracklist
01: I (4:34)
02: Got It Made (Like This) (3:54)
03: So Damn Cool (4:56)
04: You Will Come (5:26)
05: Breakout (5:30)
06: In Your Arms (5:30)
07: The Bridge (8:17)
08: Cry Again (8:38)
09:The Wrong Way (3:09)
10: Never Be True (3:37)
11: Desert Love (8:23)
12: Bad Dreams (8:29)
13: Your Love Of Mine (3:36)
Line-up:
Henrik Freischlader (vocals, guitar, drums, bass, keyboards)
Ich könnte mir gut vorstellen, dass 2008 die Propheten, Kartenleger, sonstigen Wahrsager oder Astrologen Henrik Freischlader ein großartiges 2009 offenbarten! Denn es hat sich in diesem Jahr einiges Spektakuläres in Freischladers musikalischen Aktivitäten ergeben. Nicht nur, dass er die Stammformation seiner Henrik Freischlader Band total neu formierte, auch Auftritte mit
Johnny Winter, B.B. King, Gary Moore und mit seiner zweiten Band 5 Live, mit der er noch Peter Green begleitete, gelten als absolute Höhepunkte seiner noch jungen Karriere! Damit hatte er eigentlich für genügend Schlagzeilen gesorgt, für die so manch anderer Musiker Jahre benötigt. Doch pünktlich zum Weihnachtsfest hält er für seine Fans noch ein weiteres Leckerli parat und wirft noch ein Album auf den Markt, für dessen instrumentale Einspielung er sich ganz allein verantwortet! Nur Martin Meinschäfer und ein unbekannter Kameramann, der die denkwürdigen Tage vom Tonstudio in bewegten Bildern und Ton festhielt, scheinen die einzigen Zeitzeugen zu sein. Im übrigen hat Freischlader auf seiner Homepage ein dreiteiliges Video-Studiotagebuch veröffentlicht, das für meinen Geschmack prima die folgenden Zeilen ergänzt!
Sage und schreibe vierundsiebzig Minuten läuft der Silberling im Player, ein Spitzenwert, der beim Konsumenten für Zufriedenheit sorgen wird. Doch damit nicht genug. Zum kleinen Scheibchen präsentiert er noch zwei 180 Gramm schwere High Quality-Vinyls mit identischer Trackliste! Im Booklet der CD sind auch ein paar Fotos aus Henriks Kindheitstagen zu entdecken, fürs Design und weitere Schnappschüsse ist der Designer Timo Wilke verantwortlich. Um die dreizehn Tracks zu bewerten, reicht es aus, die CD vorrangig zu begutachten. "I" heißt der Opener, dessen Gesangseinlagen unweigerlich den Hauptakteur verraten. Henriks Stimmbänder sind einfach zu markant um den Zuhörer in die Irre zu führen. Ein weiteres Indiz von "I" würde ihn sowieso überführen. Sein geniales Geklampfe auf einer seiner zahlreichen Stromgitarren! Und noch ein Beweisstück habe ich ausfindig gemacht. Sein Stil, der mittlerweile so ausgereift ist, dass er ihn schon als sein Eigen nennen darf! Dass das Schlagzeug sein ersterlerntes Instrument ist, unterstreicht "Got It Made", dessen rhythmische Trommeleinlagen sich sehr professionell anhören. Reinen unverfälschten Blues bietet "So Damn Cool", der mich stark an 5 Live erinnert. Vielleicht, weil hier besonders die Hammond ins Gewicht fällt, deren Tastenelemente sich prima dem Song anpassen. Respekt, Henrik! Nach "You Will Come" folgt mein erster Anspieltipp! "Breakout" heißt das Teil, das sich im Genre des Blues Rocks bewegt. Erstklassige rhythmische Melodie, die eine unweigerlich mitwippen lassen, mit zwischenzeitlichen Gitarrensoli, die die Ausnahmefähigkeiten Freischladers noch mal fett unterstreichen, sind die Attribute, die den Song herausstechen lassen. Apropos 'fett', fett kommt bei diesem Teil auch der Bass rüber!
Nun wird es mit "In Your Arms" schön schmusi-bluesig. Seltsamerweise erinnern mich die Gesangseinlagen an Phil Collins, auch sonst werde ich das Bild vom guten alten Phil bei diesem Teil nicht los. Egal, es ist die Ausnahme und nach "The Bridge" folgt mit "Cry Again" der nächste Kracher! Das Blues-Teil geht dermaßen unter die Haut, sagenhaft! Butterweiches Gitarrenspektakel, supersanftes Zwerchfell und dezente Rhythmusinstrumente verschmelzen hier zu einer Einheit, dessen klare Linie sehr beruhigend aufs Seelenleben des Rezensenten einwirkt! Mittig des Tracks lässt Freischlader seine (vermutliche) Fender Stratocaster erzählen, bis er mit sehr gefühlvollem Gesang den Song nach Hause fährt! Ein ganz starkes Lied!
Die Schlagzahl erhöt sich bei "The Wrong Way" und "Never Be True" deutlich, so wird man aus der eben gewonnenen Traumphase gerissen und das Blut zirkuliert nun erheblich schneller durch die Venen. Diese Songs sind zwischen drei und vier Minuten recht schnelllebig und gönnen dem Zuhörer nur eine kurze Pause vor zwei Achteinhalb-Minuten-Stücken. "Desert Love" lässt erahnen, dass es hier ziemlich soft zugeht, was beim Thema 'Liebe' nicht sonderlich verwundert. Doch man braucht schon eine gehörige Portion Feingefühl um Liebeslieder glaubwürdig zu vermitteln. Henrik beweist, dass er dieses Gefühl nicht nur gesangstechnisch, sondern vor allem instrumental hervorragend umsetzen kann! Wir wollen nicht vergessen, das musikalische Multitalent hat alles selbst eingespielt!
Ah! Da ist es ja! Mein persönliches Highlight des Albums, "Bad Dreams"! Wie ich ihm schon bei meinem Interview entlocken konnte, hat er den Song bereits mit 16 (!) komponiert! Auf dem Album ist "Bad Dreams" in guten 8:29 Minuten zu hören. Letztes Jahr, im Berliner Quasimodo, als er ihn unter "Wolkenwinde" vorstellte, hatte ich das große Vergnügen, das Stück in der Maxi-Version von über sechzehn Minuten zu erleben! Da kam das Teil noch besser zur Geltung und die Fans dankten es ihm mit gebührendem Applaus. Live ist eben live und in der Regel auch besser als eine Tonkonserve. Zum Schluss gibt's mit "Your Love Of Mine" etwas ganz ruhiges aufs Gemüt und beschließt ein geniales Album! Obwohl es oft mächtig aus den Boxen groovt, wirken die Platten sehr ausgewogen und nie abdriftend.
Was will man mehr? Eine voll ausgeschöpfte CD, dazu zwei passende schwarze Langrillen in High-Quality, ein gelungenes Cover und mit, darauf kommt es schließlich am meisten an, extrem hoher Qualität! Die herausragenden Merkmale Freischladers sind, und werden es wohl auch immer bleiben, seine markante Stimme, sein außergewöhnlicher Gitarrenzauber und die tolle Gabe zu besitzen, Songs der Marke 'Extraklasse' zu schreiben. Ob schnell vorgetragene Tracks, mal eher soft, mal mit toller Gitarrenhexerei, mal mit nachvollziehbaren Soli, mal mit rockigem Gesang, mal mit sehr gefühlvollen Texteinlagen, es gibt nichts zu meckern! Auch die Tonqualität ist, wie aus dem Hause Freischlader gewohnt, absolut spitzenmäßig! Sie ist sogar so gut, dass das Album einen gewissen Live-Charakter ausstrahlt. Ich bin gespannt, ob sich nicht der ein oder andere Track in der am 26. Februar 2010 beginnende HFB-Tour in der Setliste verirrt? Bitte beachtet unsere Tourdaten
Für diese hochwertige Produktion habe ich ein ganz einfaches Resümee parat: Blues der Spitzenklasse!
Quelle: Rocktimes.de
Remi