26. International Blues Challenge in Memphis ist entschieden!
Insgesamt 224 Bands, Duos und Solisten nahmen an der 26. International Blues Challenge in Memphis (Tennessee) teil . Mit Georg Schroeter & Marc Breitfelder sowie Hootin' The Blues waren erstmals auch Künstler aus Deutschland beim weltweit größten Blues-Contest vertreten, die sich allerdings nicht für die Finalrunde qualifizieren konnten. (konnte man sich aber auch vorher schon denken!) Die Entausscheidung gewann: Matt Anderson aus Kanada (Kategorie "Duos und Solisten") sowie der Formation Grady Champion (Indianola, Kategorie "Bands").
Matt Kelly von The Big Boy Little Band wurde mit einer exklusiven Gibson-Gitarre als bester Mann an den sechs Saiten geehrt. Quelle: Website von Timo Gross
Remi
Der Blues ist die Musik für mich, die der Hektik des Lebens den Marsch bläst.
BerndH
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04.02.2010 18:14
#2 RE: 26. International Blues Challenge entschieden !
Ja, es ist richtig, dass nicht-amerikanische Bands bei der International Blues Challenge praktisch ohne Chance sind. Seit Jahren kommen fast ausschließlich US-amerikanische und ein paar wenige kanadische Bands (und auch Solisten/Duos) in die Finalrunde. Eine Ausnahme bildete eine polnische Band, die es wohl letztes Jahr in die Runde der besten 10 geschafft hat. Der Grund für diese amerikanische Dominanz ist aber nicht etwa fehlender Respekt gegenüber den Europäern / Asiaten / Afrikanern oder sonstwem. Ich habe in Memphis den Eindruck gewonnen, dass es vielmehr an Folgendem liegt:
1. Bei der IBC spielt der Gesang eine überrragende Rolle. Ohne Top-Sänger kann man dort nicht weit kommen. Die Instrumente sind weitaus weniger wichtig als in Europa. Als native speaker hat man da Vorteile. 2. Das mit dem native speaker ist fast noch wichtiger beim Material. Coversongs sind zwar nicht verboten und werden auch relativ viel gespielt, die Finalisten spielten aber anscheinend nur eigene Stücke. Und da wird ein Ami vermutlich einen besseren Text hinkriegen als so ein Franko-Westfale (wie ich beispielsweise). 3. Die Präsentation wird auch bewertet und da haben die Amerikaner anscheinend ziemlich genaue Vorstellungen von der Aufteilung einer Band in Frontmann und Begelitband. Diese strikte Trennung kenne ich aus Europa nicht in dem Maße.
Ich denke, dass alle Bands in Memphis insgesamt fair bewertet wurden, die Entscheidungen waren sicher knapp und bei einem Halbfinale mit 10 oder 11 Bands kommt halt nur eine weiter. Bei uns waren von den 9 anderen Bands (nach meinem subjektiven Empfinden) eine schlecht, zwei ganz annehmbar, drei gut und drei überragend. Welche davon dann weiter kommt, ist Glückssache.
was wäre denn, wenn man dort den Blues in deutscher Sprache vortragen würde? Hätte man dann garkeine Berechtigung, dort antreten zu dürfen? Auch was die Zusammenstellung der einzelnen Blues Gruppen anbelangt, hat man da schon verloren, wenn man mit Bläsern auftritt?
Es geht dem "Blues" in den Staaten jawohl gesundheitlich nicht besser, als dem hier bei uns! Die Grossen, wie Buddy Guy z.B. beklagen sich fast in jedem Interview darüber, das dieses Musikrichtung am aussterben wäre...
Warum hält man dann aber trotzdem noch so stark an diesen äusserlichen Merkmalen fest?
Ich habe gerade durch die Betreibung des Forums hier, ganz stark mitbekommen, das auch bei den älteren Bluesfreunden, ab 45 Jahren, sich was getan hat, und sich diese Gruppierung immer mehr dem Blues Rock hingezogen fühlt.
Warum wird sowas einfach nicht mit einbezogen?
Gruss Remi
Der Blues ist die Musik für mich, die der Hektik des Lebens den Marsch bläst.
RupertPfeiffer
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23.02.2010 10:54
#5 RE: 26. International Blues Challenge entschieden !
ich habe keine Ahnung, wie es ankommen würde, wenn man in Memphis Blues auf Deutsch präsentieren würde. Ich habe allerdings einen auf Spanisch gehört. Zugelassen wird man auf jeden Fall. Wenn wir deutsche Texte hätten, würde ich die auch sofort dort spielen. Alles ist gut, was einen von den anderen unterscheidet.
Für die Besetzung gilt im Prinzip das Gleiche: Alles ist erlaubt. Dass im Finale keine Bands mit komplettem Bläsersatz waren hat m.E. nichts zu sagen. Insgesamt gab es schon etliche Gruppen mit Bläsern.
Wie sieht es mit Blues-Rock aus? Es gab sehr rockige Bands aber man muss in Hinblick auf die Bewertung sehr aufpassen, dass man in der wichtigsten Punktekategorie ('Blues-content') nicht Federn lässt. Es gibt ein Zitat von einem Juror, dass echte Blues-Rock-Bands (im Stil von Stevie-Ray Vaughan) kaum eine Chance hätten, da es sich schließlich um eine Blues Challenge handeln würde und nicht um eine Blues-Rock-Challenge. Es ist aber nicht richtig, dass die Musik dort konservativ oder altbacken wäre. Es gibt starke Einflüsse von Soul, Funk, natürlich Rock, Jazz und sonstwas ebenso wie sehr traditionelle Bluesbands (Hammond, eine Gitarre, Bass, Schlagzeug, ein Sänger, der sonst nichts macht).
Das Alter: Ich habe nicht den Eindruck, dass der Blues in den USA ausstirbt. Die Mehrzahl der Bands und auch der Solisten war jung, auf jeden Fall jünger als der Schnitt bei der German Blues Challenge. Diese jungen Musiker spielen mit ungeheurem Dampf und sehr frischen Ideen. Die Challenge selbst behauptet, dass sie Besucherzahlen im Trend steigen und es wurde auch ein neuer Teilmehmerrekord aufgestellt. Außerdam war das Niveau angeblich höher als letztes Jahr. Die Jugend der Teilnehmer hat micht allerdings nicht so sehr beeindruckt wie die auf der Baltic Blues Challenge in Eutin. Was die Letten und die Norweger (alle deutlich unter dreissig) dort gebracht haben war an Qualität und Professionalität unglaublich. Für die Latvian Blues Band hat es in Memphis aber leider auch nicht gereicht.
...das diese Musikrichtung ausstirbt, glaube ich auch nicht, aber an einer "Veränderung" im Blues glaube ich.
Leider fehlen mir die finanziellen Mittel, um überall dort hinreisen zu können, wo ich in meinen Träumen schon war...! Ins "Mutterland" des Blues, am liebsten nach Chicago und New Orleans.... Ich bin halt selber noch mit dieser Art von Musik aufgewachsen, und wollte mich früher immer damit von anderen abgrenzen.
Mir fehlte damals schon immer etwas, wenn ich so Bands wie Who, Led Zeppelin oder die Stones hörte.
Selbst die damals gute deutsche Rockscene mit Grobschnitt, Amon Düül und Can z.b. fand ich zwar gut, aber auch diese Musik hatte nicht das, was ich dann in den Alben von Waters, Wolf, den 3 King's, Hound Dog Taylor, Buddy Guy oder Luther Allison fand!
Ich will es nicht "Seele" nennen, aber ein passenderer Eindruck, vielleicht noch " ein wiederfinden" fällt mir nicht ein!
Vielleicht war es bei mir die damalige für mich sehr schwere Zeit, wegen meiner damaligen langen Drogenakarriere und dem Kontakt zu bestimmten Menschen, die mich auch, was die Musikrichtung anbelangte, nie ruhen liess.
Wäre ich "sesshaft" gewesen, hätte ich bestimmt meine Liebe zur Musik damit ausgedrückt, das ich selber ein Instrument beherscht hätte, und so meine eigenen Wünsche und Gedanken freien Lauf lassen könnte. So aber, auch dadurch, das ich sah, wie verzweifelt einige meiner Bekannten und Freunde versuchten, mit Ihrer damaligen (durchaus) guten Musik, sich Gehör zu verschaffen, fand ich leider nie den Mut denselben Weg zu gehen.
Ich hatte danach, als ich meinen Preis für meine Sucht bezahlen musste, genügend Zeit, tagtäglich Musik zu hören. Hätte ich den Blues damals nicht als "Seelentröster" gehabt, ich weiss nicht, ob ich heute noch leben würde....
Jedenfalls verlief so mein Kontakt zur niederländischen Musik und Drogenscene im Sand. Amsterdam und sein Flair waren für mich seit 1980 Vergangenheit.
Herman Brood, auch ein "Suchender", schaffte es auf eine Art, vom Blues weg zu kommen und mit Rockmusik seinen Lebensunterhalt zu verdienen. Aber was für einen Preis zahlte er dafür, für seine Verrenkungen? Er sprang 2001 vom Hilton in Amsterdam! Wer weiss, was heute mit Ihm wäre, wenn er sich auch für den Blues entschieden hätte!
So kam ich jedenfalls zum schwarzen Blues, den ich heute immer noch verehre...
Duch das Eröffnen des Bluesgrounds, das aus einem ehemaligem Teil meines Drogenforum's , dem "Real Underground" entsprang, lernte ich über's Netz Leute kennen, die sich auch für den "Blues" interessierten und begeisterten!
Das was ich bis 2005 ablehnte, mich nämlich auch einmal mit dem weissen Blues und damit auch dem deutschen Blues zu beschäftigen, entstand dann aus der Freundschaft mit einigen Forenmitglieder heraus.
Seit 5 Jahren höre ich nun auch wieder Blues, der nicht nur ausschliesslich von schwarzen Musikern gespielt wird. Selbst dem Blues Rock bin ich nicht mehr abgeneigt, und finde, das sich hier wirklich was getan hat! Durch den Besuch von kleineren Konzerten im südbadischen Raum, werde ich auch immer öfters mit Nachwuchsmusikern konfrontiert, wo einige auch aus dem baltischen Raum kommen! Meines Erachtens tut sich hier also auch was. Trotz allem finde ich es sehr schade, das viele gute Musiker Deutschland meiden, und lieber in den Nachbarländern, wie Schweiz, Frankreich, Belgien oder den Niederlanden spielen.
Es freut mich, das Du Dich nach einem anfängliche Missverstehen nun doch dazu entschieden hast, hier auf dem Forum zu schreiben! Wenn du Lust und Zeit dazu hast, wäre ich Dir sehr dankbar, wenn du hier aus Deiner Sicht etwas über Deine Arbeit mit Hootin' The Blues berichten könntest!
Diese Antwort hat zwar irgendwie das verfehlt, was ich eigentlich schreiben wollte, aber egal.....
Gruss Remi
Der Blues ist die Musik für mich, die der Hektik des Lebens den Marsch bläst.